JUSO-Osterlager: Ein Reisebericht

16.04.2018 - Tamara Funiciello

4 verschiedene Osterlager, total an die 200 Teilnehmer*innen, 15 Stunden Zugfahrt zwischen den Lagern: Die JUSO ist an Ostern - einige wollen diesen christlichen Fleck im Jahr ja abschaffen, wie gemunkelt wird - in Höchstform. Wir, Tamara und Lewin, haben alle Lager besucht und mussten feststellen, dass die kulturellen Differenzen zwischen den einzelnen Lagern wohl zu gross sind, um eine gemeinsame Revolution zu starten.
Doch beginnen wir chronologisch: Am Donnerstag-Mittag um 13.32 fuhr unser Zug in Richtung Les Diablerets ab. Viereinhalb Stunden später - eine Lawine liess uns auf einen Ersatzbus umsteigen - erreichten wir einen verschneiten Ort in der Romandie. Dort wurden wir herzlich begrüsst von so vielen Teilnehmer*innen, wie es noch nie in einem Lager in der Romandie gab. Das wohl einzigartige Merkmal dieses Lagers, welches übrigens in einem Haus namens Châlet Suisse stattfand: Gratis Bier-Ausschank. Wir dachten uns schon, dass dieser Donnerstag-Abend ja nur ein böses Ende nehmen kann... Doch siehe da: Trotz einem offenen Zapfhahnen blieb alles erstaunlich ruhig, bzw. sogar richtig familiär - spätestens bei der danse pâques merkten wir, dass keine Berührungsängste zwischen den Teilnehmenden bestanden. (wer mehr wissen will, soll sich doch bei Muriel Waeger melden!). Des ruhigen Abends wegen gingen wir eher früh ins Bett und fuhren am nächsten Morgen in Richtung Deutschschweiz. Irgendwann gegen Abend - aufgehalten durch eine Stunde Verspätung in Lausanne und eine Diskussion über ein berühmt-berüchtigtes Buchkapitel - kamen wir endlich in Biel an.
Die angeblich anarchistisch geprägte Berner JUSO-Sektion gab sich basisdemokratisch selbst ein Regelwerk. Dieses gingen wir natürlich äussert gerne anschauen und stellten erstaunt fest, dass die Regeln in diesem Lager wohl dichter und detaillierter waren als in allen anderen. Nach "Kampf gegen das Bünzlitum" - ein selbst kreiertes Spiel - keimte in Tamara am Abend der Wunsch auf, eine richtige Party zu machen. Und da im grossen Aufenthaltsraum auch gleich die Schlafplätze waren, richtete sie sich - man bemerkt die Anarcho-Herkunft - kurzerhand gleich selbst ein Partyraum ein. Völlig losgelöst von der Erde tanzte die JUSO Bern atemlos durch die Nacht - während Lewin draussen über die EU diskutierte.
Am nächsten Morgen - völlig verkatert - stand uns die kürzeste Zugstrecke dieses Wochenendes bevor. Als wir in Aarburg ankamen, liefen wir motiviert in Richtung Lagerhaus. Nach 30 Minuten Weg waren wir jedoch langsam am Ende des Dorfes angelangt und wir merkten, dass unsere Google-Maps-Route nicht wirklich stimmte. Wir liefen ungefähr die gleiche Strecke wieder zurück, um dann aus unserem Zimmer auf das Ortsschild des Bahnhofes blicken zu können. Nach diesem ziemlich peinlichen Fauxpas genossen wir das wunderbare Essen des Küchenteams vom Lager im Aargau und machten uns einen gemütlichen Abend - ohne grosse Party und mit vergleichsweise wenig Alkohol, dafür mit spannenden Gesprächen und wohl fitteren Menschen an den Workshops am nächsten Tag. Dieses gesittete Lager wäre wohl gut geeignet gewesen für die SRF Rundschau, dachten wir etwas belustigt, als wir uns am nächsten Morgen wieder davonmachten.
Unser letztes Ziel: Unteriberg im Kanton Schwyz. Bei der Anfahrt lachte uns vor allem ein Gesicht entgegen: Wendy. Überall Wendy. An jeder Hauswand Wendy. Wendy Holdener, eine Schweizer Skifahrerin und Olympia-Medaillengewinnerin kommt aus dem Dorf, in dem die JUSO ein Osterlager veranstaltete (dem Sportkenner Lewin war im Vergleich zu Tamara natürlich sofort klar, um wen es sich bei Wendy handelt). Beim Lagerhaus blickten uns grossmehrheitlich müde Gesichter an und heisere Stimmen hiessen uns willkommen. Check, dachten wir, endlich mal wieder Party! Und so kam es dann auch. Mit 80 Teilnehmenden - das grösste Lager an diesem Wochenende - zu festen (und zu diskutieren) macht Spass. Es wurde schon langsam hell, als wir uns ins Bett schlichen. Und am nächsten Morgen fühlten wir uns ziemlich elend - doch auch überglücklich, endlich nach Hause fahren zu können.
So gegen den späteren Nachmittag kam dann aber auch die Zufriedenheit: Ein Wochenende, wie es nur die JUSO bieten kann: politische Workshops und Diskussionen, tolle und unglaublich engagierte Menschen, tolle Partys. Spätestens in einer Woche freuen wir uns dann schon wieder auf das Sommerlager!